#inns holz
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sillyl3monjuice · 3 months ago
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Frankenmuth Michigan
Holz Brüke bridge
Built in 1979 this bridge was made to replicate the bridges in barvaria germany ( the town says it's based off of barvia if you didn't know) It spans 293 feet and you are able to walk or drive on the bridge and weirdly the speed limit is 7 miles per hour the bridge spans over the Cass river and was built by Douglas fir and clad.
Notes: What a town doesn't feel like a German town, but it is fun to shop around. If you are ever in frankenmuth, get some zenders chicken. Bronners which is the biggest christmas store in the world is amazing didn't get any pictures is like a high-school highway but 10x worse the baravrian inn was weirdly big and even though cool I did not stay there. I went to the cheese haus, and that is some good cheese. Fun fact the sidewalks are heated so your feet don't get cold in the winter. I so happen to come during scarecrow fest, and it was awesome. I'm going to try to go to Winter Fest because I've heard it's awesome. I highly recommend frankenmuth to all of you.
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mrskillingjoke · 2 months ago
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Fandom: Bud Spencer and Terence Hill movies
Movie: god forgive, i don't!/ Dio perdon - io No!
Pairing: Cat/hutch
Language: german
Words: 584
Titel: Teil 2 Feuer
Hutch hatte eine Ahnung, was mit Cat los war. Er würde seine Zunge hüten, Cat musste es nicht wissen, aber er hatte das Wasser im Brunnen gehört.
Während seiner Gefangennahme hatte Hutch irgendwo im Hinterkopf gedacht, gehofft, dass Cat nicht darin ertränkt werden würde.
Er hatte Bill unterschätzt und seine Sorgen vergessen. Aber Cats Reaktion deutet auf seine Vermutung hin.
Sie saßen zusammen, die Sonne ging unter und Hutch beobachtete Cat. Er hatte vorhin Bohnen gekocht, während Hutch noch im Wasser war.
Hutch war dafür dankbar, seit seiner Gefangennahme, mochte er Feuer gar nicht mehr.
Er war aus dem Feuer gekommen und hatte die gelöschte rauchende Feuerstelle beäugt.
Cat hatte ihn verwirrt angeschaut, als er sich so weit es ging hinsetzte. Der blonde kam schließlich zu ihm und hatte ihm eine Schüssel mit den warmen Bohnen und ein Stück Brot hingehalten.
Die letzten Nächte hatten sie immer im Karren geschlafen. Das war aber unangenehm, durch das Gold und der wenige Platz. Der einzige Vorteil war, dass sie kein Feuer anmachen mussten, um sich warm zu halten.
Doch jetzt ging die Sonne langsam unter, die Sättel lagen draußen und keiner von ihnen bequemte sich zum Karren. Zwischen ihnen herrschte eine gewisse Spannung. Cat sah überall hin, außer zu Hutch und fummelte mit seiner Zigarette herum. Hutch unterdessen beobachtete ihn. Cat war ihm ein Rätsel. War er schon immer. Als sie sich kennenlernten, war Cat alleine und zufrieden damit.
Er sagte nie woher er kam. Erklärte es nie, aber er blieb bei ihm. Zumindest für einen Abend, um am Morgen verschwunden zu sein.
Er schien nie zu schlafen, nie Geld zu haben, obwohl er nicht nur einer der schnellsten Schützen war, die Hutch kannte, sondern auch ein guter Falschspieler.
Er schien seine Gesellschaft zu genießen, aber immer abzuhauen nur um ihn wenige Tage oder Wochen später zu finden. Er sagte nie, was er machte, nicht mal das er etwas machen würde.
Hutch fand schon immer, das der Name ‚Cat‘ ihm stand. Er kam und ging wie ein streunender Kater. Dazu kam die Intelligenz, Grazie und Wasser-Scheuheit.
Cat stand plötzlich auf und riss Hutch aus seinen Gedanken. Er ging auf die Feuerstelle zu.
Hutch gefror das Blut. Er sah wie Cat ein Streichholz nahm und konnte sich nicht mehr bewegen. Seine Brandnarbe fing an zu jucken und er biss seine Zähne zusammen.
Cat entflammte das Streichholz. Hutchs Haut brannte, als würde er nahe eines großen Feuers stehen. Er kämpfte mit dem Drang zurückzuweichen oder Cat weit weg von den Flammen zu ziehen.
Seine Narbe juckte immer schlimmer, als würde das heiße Eisen sich langsam wieder in seine Haut fressen. Er hatte nicht mal bemerkt, dass er ein zischendes Geräusch von sich gab.
Cat legte das Streichholz auf die Feuerstelle, welche sich langsam entzündete.
Hutch bewegte sich wie auf Autopilot, füllte seine Schüssel am Fluss auf, ging zum Feuer und schüttete das Wasser darauf.
Als er sah, wie schnell die zaghaften Flammen zusammenbrachen, beruhigte sich das Brennen unter seiner Haut.
„Wofür war das, jetzt ist das Holz ganz nass?!“ rief Cat entrüstet.
Er sah Hutch an und hielt inne. Sie starrten sich gegenseitig an. Hutch beruhigte sich immer mehr, während er von den blauen Augen seines Begleiters eingenommen wurde.
Dann blinzelte Cat und Hutch drehte sich um und bereitete sich aufs schlafen vor.
Hutch war nicht gut in Kommunikation. Das waren sie beide nicht. Sie waren einfach… da, verstanden sich ohne viele Worte und scherzten stattdessen lieber.
Er hörte Cat hinter sich. Vielleicht mussten sie das mal ändern.
Here to Part 1, Part 3
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wenn-die-sonne-unter-geht · 3 months ago
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Die Türe fällt ins Schloss und ich halte einen Moment inne. So schnell in der Einsamkeit gefangen und es verschlingt mich wie ein schwarzes Loch. Ich höre die Uhr ticken und es macht mich krank. Das Geräusch jedes mal wie ein Tropfen Wasser, welcher auf mein Trommelfell hämmert. Ich fühle mich zu groß für diesen Raum, als wäre ich selbst das schwarze Loch. Ich drücke den Raum zu mir und bekomme keine Luft. Vakuum.
Ich öffne das Fenster. Kurz atmen und dann die Augen schließen.
Wenn ich mich nur schälen könnte und alles von mir wegstoßen. Das Haus, den Raum, das Holz und meine Haut.
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cactusismydisguise · 1 year ago
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Oh, ich hab wohl voll verpasst, dass du deine WIPs fürs Ask-Game gepostet hast! Ich würde wie immer am liebsten nach allen fragen, aber würdest du uns was zu "Soft" erzählen? 😊
Vielen Dank für deine Frage!
Diese Idee ist entstanden, nachdem ich Sugar Orange gesehen habe. In diesen unbeholfenen Interaktionen konnte ich mir Adam und Vincent gut vorstellen, sollte Adam zurückkommen. Das heißt, es bewegt sich im Rahmen von sweet, soft and a little awkward, unterbrochen von kleinen Missverständnissen.
Im Prinzip ist das Ganze fast fertig. Es fehlt nur noch ein guter Abschluss 🙄
Nun hatte er das Gefühl, sich alles von der Seele geredet zu haben, und es war Stille eingekehrt. Zwischen ihnen stand nichts mehr außer ihren Gläsern. Vincent hatte seinen Unterarm auf dem Tisch abgelegt und ihrer beider Blicke waren auf die Tischplatte gerichtet.
Verstohlen beobachtete Adam, wie Vincent mit dem Zeigefinger die Maserung des Holzes nachmalte. Wie gerne wäre er es, auf dessen Haut Vincents Finger Muster zeichneten. [...]
Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Vincents Finger, die nach wie vor über den Tisch strichen. Sollte er es wagen?
Er hob seine Hand und griff langsam über den Tisch. Auf halber Strecke hielt er inne. War das zu übergriffig? Würde Vincent etwas gegen die Berührung haben? Würde er alles wieder zerstören, was er sich gerade mühsam erarbeitet hatte?
Adam bewegte seine Hand weiter nach vorne, berührte mit den Fingerspitzen Vincents Handrücken. Vincent zuckte kurz, entzog sich aber nicht der Berührung. Vorsichtig wanderten Adams Finger weiter, bis seine ganze Hand auf Vincents zum Liegen kam.Vincent drehte seine Hand, sodass nur noch die Außenkante auf dem Tisch lag. Adam sah auf, richtete seinen Blick auf Vincents Gesicht, während sein Daumen zu Vincents Handfläche wanderte und er die Hand schließlich ganz umschloss.
Vincent erwiderte die Geste. Sanft strichen ihre Finger über die des jeweils anderen, wurde der Griff ihrer Hände umeinander mal fester und mal leichter.
Jetzt sah auch Vincent von ihren ineinander verschlungenen Händen auf und ihre Blicke trafen sich.
Adam traf eine Entscheidung: Er fasste auch mit der zweiten Hand nach Vincents und führte sie an seine Lippen, um mit geschlossenen Augen einen Kuss auf Vincents Handrücken zu pressen. Dann noch einen und noch einen. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er, wie Vincent lächelte. Auch auf seinen eigenen Lippen breitete sich ein Lächeln aus und er ließ ihre Hände wieder so weit sinken, dass er die Ellenbogen auf dem Tisch abstützen konnte. Vincents Hand hielt er weiterhin fest umschlossen. Am liebsten würde er sie nie mehr loslassen.
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skampi835 · 2 years ago
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Serpent’s Lullaby - 01 - Briefe für die Leere
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Fandom: Hogwarts Legacy
Language: deutsch
Altersempfehlung: 16 Jahre  
Genre: Fantasy, Mystery, Drama, Romantik, Abenteuer, Horror
Style within this chapter: hurt & comfort
Warnings: Spoiler
Main Pairing: Ominis Gaunt x OC (female) 
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Seinen Zauberstab in der rechten Hand erhoben, saß er vornübergebeugt an dem einfachen, kleinen Tisch aus Holz. Seine Augenbrauen waren konzentriert zusammengezogen, während sein milchiger, stahlblauer Blick lediglich in die ungefähre Richtung der kratzenden Feder gerichtet war, die vor ihm auf ein Blatt Pergament schrieb. Der Federkiel hielt inne, tunkte mit der angespitzten Seite in ein aufgeschraubtes Tintenfässchen, das ebenfalls auf dem Tisch stand und setzte seine Bewegungen auf dem Papier schließlich kratzend fort.
Ominis Gaunt war nicht in der Lage die Worte zu sehen, die er schrieb, da er blind war. Generell war das Schreiben eine Fähigkeit, die er für seinen Lebensinhalt nicht zwingend benötigte, die er sich jedoch, seiner selbst willen, umständlich aneignet hatte. Umständlich deshalb, da ihm die kryptischen Formen von Buchstaben schlichtweg für eine sehr lange Zeit unbekannt gewesen waren. Wie hätte er sie auch kennen sollen, wenn seine Welt doch überwiegend aus Dunkelheit bestand?
Es war seiner Lieblingstante Noctua zu verdanken, dass Ominis eine ungefähre Vorstellung von den Lettern erhalten hatte. Der weltoffenen Noctua, die sogar seine anfänglichen, zittrigen Versuche, die ihrer Aussage nach der Schrift eines Vierjährigen geglichen haben sollen, niemals zornig getadelt hat. Stattdessen hat sie ihrem blinden Neffen geholfen, einen magischen Weg zu finden, um Buchstaben sauber auf das Papier zu bringen.  
Seine liebevolle Tante Noctua, die, wie Ominis letztes Jahr schmerzlich erfahren musste, nicht mehr unter den Lebenden wandelte. Das bestimmt auch schon, seit einer sehr langen Zeit.  
Aufmerksam lauschte Ominis der dem Kratzen der Feder, die er mit seinem Zauberstab über das Pergament dirigierte. Mit einem Verbindungszauber schrieb sie die Worte, die er dachte auf das Papier, was seine volle Konzentration beanspruchte. Dazwischen musste er sich auch immer wieder daran selbst erinnern, die Feder erneut in das Tintenfässchen zu tauchen, ohne es aktiv zu denken. Andernfalls würde in jeder zweiten Zeile ‘Tintenfässchen’ zu lesen sein.
Zu dem beinahe meditativen Geräusch des kratzenden Federkiels, fügten sich in dem Esszimmer auch anfängliche, dumpfe Laute aus dem Nebenzimmer des kleinen Hauses hinzu. Knarzendes Mobiliar, begleitet von einem leisen Gähnen und kurz darauf schlurfende Schritte.
Ominis versuchte sich weiterhin auf seinen Brief zu konzentrieren, für dessen Fertigstellung er nicht mehr viel Zeit benötigen würde. Sein bester Freund kündigte sich unterdessen bereits mit einem weiteren Gähnen an, nachdem die Tür zum Schlafzimmer geöffnet worden war. Schlurfende, unmotivierte Schritte waren zu hören, die auf ungefährer Höhe der Küchenzeile stoppten, unterbrochen von einem leisen Schnuppern. Ominis ließ die Feder gewissenhaft für eine kurze Pause in das Tintenfässchen schweben, um sein fast vollendetes Werk nicht doch noch aus Versehen zu ruinieren. »Das ist Kaffee, was du da riechst, Sebastian. Ich habe welchen gekocht. Er sollte auf dem Herd stehen.«
Es verstrich ein kurzer Augenblick, in dem sich der Angesprochene wohl verwundert, oder überrascht, suchend nach ihm umsah. »Seit wann bist du denn schon wach, Ominis? Es ist noch sehr früh.«
»Seit einer Weile.«, antwortete Ominis und drehte den Kopf wage in die Richtung, aus der er Sebastian hörte. »Ich konnte nicht mehr schlafen. Habe ich dich geweckt?«
»Nein.«, antwortete Sebastian sogleich. Anders als andere Hexen oder Zauberer, die oft einfach nur den Kopf schütteln würden, nur um das hastig gesprochene Wort verlegen nachzuwerfen, da ein Blinder das schließlich nicht sehen konnte.  
Ominis hörte, wie die Küchenschranktür geöffnet wurde und kurz darauf, wie sich Sebastian vermutlich einen Tonbecher auf die Küchenzeile stellte. Er tippte unterdessen mit seinem Zauberstab in Richtung der Feder, die sich daraufhin erhob als der Verbindungszauber wieder auf ihr wirkte. Sie platzierte sich über dem Pergament und begann erneut kratzend darüber zu tanzen, als hätte sie nur darauf gewartet, ihr Werk fortzuführen.
Während sich Sebastian die Flüssigkeit in den Becher schenkte, beendete Ominis seinen Brief. Wenig später hörte er neben dem erneuten Kratzen des Federkiels das leise Rascheln von Stoff und bemerkte die Wärme, die sich auf seine Hände legte. Anscheinend hat Sebastian die Vorhänge an den Fenstern geöffnet, um das Tageslicht eines beginnenden Sommertages hereinzulassen. Eine Handlung, für die Ominis grundsätzlich keinen Bedarf sah, weshalb er nicht daran gedacht hat. Dennoch genoss er die Wärme. »Es ist so praktisch, dass du den schwarzen Muntermacher besorgt hast.«, seufzte Sebastian wohlig und rückte den Stuhl zur Linken seines Freundes zurück, um darauf Platz zu nehmen.
Ominis antwortete nicht sofort. Erst als er mit dem Brief fertig war, den Federkiel gewissenhaft zur Seite gelegt und von seinem Zauber befreit hatte, erwiderte er leicht süffisant: »Es muss ja auch Vorzüge haben, diesen Familiennamen zu tragen.«
Sebastian schlürfte leise von seinem Tonbecher. Es verging ein langer Moment, in dem sich die beiden Jungen anschwiegen. Ominis fragte sich gerade, was seinem Freund wohl durch den Kopf ging, doch dann gab Sebastian seine Gedanken ohnehin verbal und mit hörbarer Verwunderung preis: »Weshalb schreibst du einen Brief an Carol?«
»Mir war danach.«, antwortete Ominis, zuckte mit den Schultern und hob seine Mundwinkel. Leider kannte Sebastian ihn besser, als dass er einfach aus einer Lust und Laune heraus etwas tat. Weshalb Ominis nach wenigen Sekunden hinterherschob: »Ich wollte sie an deine Einladung erinnern. Immerhin hast du ihr vor den Sommerferien selbst angeboten, nach Feldcroft zu kommen.«
Außerdem war Ominis der Meinung, dass es ihnen beiden guttäte, wenn Carol der Einladung nachkommen würde.
Das abfällige Schnaufen von Sebastian bestätigte Ominis in dem Verdacht, gut daran getan zu haben, den letzten Satz nur gedacht und nicht ausgesprochen zu haben. »Das war vor vier Wochen.«, brummte sein Freund mürrisch.
Ominis nahm sich Zeit, um seinen Zauberstab vor sich abzulegen. Im Augenblick brauchte er ihn ohnehin nicht, um eine Vorstellung seiner Umgebung zu erhalten und sehen zu können. Auch wenn ‘sehen’ für ihn eine völlig andere Bedeutung hat als für andere Hexen und Zauberer, war es zu diesem Zeitpunkt ein Sinneseindruck, den er sogar als störend empfand. »Richtig. Das bedeutet, dass die Ferien erst in zwei weiteren Wochen vorbei sind.«
Seine beinahe schon unschuldige Aussage, schien Sebastian offenkundig zu stören, denn er erwiderte nicht sofort etwas, wie es ansonsten der Fall gewesen wäre. Stattdessen stieß er die Luft missbilligend aus und schlürfte erneut hörbar an dem Heißgetränk. Vermutlich um sich seine Worte zurechtzulegen, damit er sein Argument deutlich vortragen konnte. »Wenn sich Carol bisher nicht gemeldet hat, muss sie das jetzt auch nicht mehr tun. Ich meine, sie lässt mich im Stich, wo sie doch genau weiß, dass ich Anne suche. Tse... eine tolle Freundin ist sie.«
Ominis engte die Augenbrauen ob des negativen Stimmklangs und sein Kopf neigte sich leicht zur Seite, sodass sein milchiger, stahlblauer Blick leider vollkommen an Sebastian vorbeiging. »Ja, das ist sie Sebastian.«, sprach er zu seiner eigenen Verwunderung sehr diplomatisch aus. »So eine tolle Freundin hattest du offen gesprochen noch nie. Denn ohne Carol wärst du nun ganz sicherlich nicht hier.«
Sein ernster Tonfall brachte Sebastian zum Nachdenken, oder immerhin zum Schweigen. Doch noch bevor dieser sich das nächste Argument zurechtlegen konnte, erstickte Ominis es lieber direkt im Keim, indem er sachlich fortfuhr: »Nicht jeder hat so ein zerrüttetes Verhältnis zu seiner Familie, wie du oder ich. Außerdem hat gerade Carol den Abstand von alledem dringend nötig. Du weißt, was alles letztes Jahr passiert ist und in was sie alles ungefragt hineingezogen wurde. Ganz ehrlich, ich hätte unter diesen Umständen wahrscheinlich nicht einen ZAG bestanden.«
Ominis war sich nicht sicher, ob er die Debatte damit gewonnen hat. Er wartete und lauschte, ob er einen unterdrückten, negativen Laut vernahm. Stattdessen hörte er ein langes, müdes Seufzen. »Ja...«, begann Sebastian ersch��pft klingend und seufzte nochmals. »Ja, du hast ja recht, Ominis. Und zu allem Übel, was ohnehin passiert ist, bin auch ich noch dazu gekommen. Es tut mir leid...«
»Ich weiß.« Ominis lächelte versöhnlich und hoffte, dass sein Freund es mitbekam. »Ich weiß, dass es dir unendlich leidtut, was du getan hast, Sebastian. Zudem stehst du unter enormen Stress, wegen der Suche nach Anne. Ich kann mir nicht vorstellen wie es sich anfühlt, ein geliebtes Familienmitglied auf diese Weise zu verlieren. Doch auch bei Anne bin ich mir sicher, dass es ihr gut geht. Sie braucht auch Abstand, vor allem zu dir. Was du getan hast--«
»War nicht ohne.«, unterbrach Sebastian ihn beim Sprechen. Nun, das war auch eine Möglichkeit es zu beschreiben, auch wenn Ominis gewiss nicht diese Wortwahl in Betracht gezogen hätte. Insgeheim fragte er sich, ob es wirklich positiv zu Sebastians Entwicklung beitrug, wenn er, ebenso wie sein Freund, seine Tat romantisierte.
Es stimmte zwar, dass Sebastian seit jeher keinen einzigen der Unverzeihlichen Flüche mehr ausgesprochen hat, doch ging es eben auch um den Mord an seinem eigenen Onkel. Doch wer war er schon, um mit Sebastian ins Gericht zu gehen? Gerade er, der selbst einen Muggel mit dem Cruciatus-Fluch zur Besinnungslosigkeit gequält hat, nur um nicht selbst noch einmal Opfer davon werden zu müssen?
»Weißt du denn überhaupt, wo sie wohnt?«, fragte Sebastian plötzlich und zog Ominis düstere Gedanken zurück in die eigentlich angenehme Gegenwart, bevor sie sich noch weiter verstricken konnten. Nebenbei bemerkte er, dass er inzwischen völlig schief auf dem Stuhl sitzen musste, weshalb er sich langsam wieder gerade aufrichtete und sich dabei an der Tischkante orientierte.
Ominis Gesichtszüge verknitterten sich ein wenig, während er sich mit der Frage beschäftigte, die Sebastian ausgesprochen hat. Schweigend führte er seine rechte Hand zu seiner Stirn und seine Augenbrauen wanderten betroffen nach oben. »Nein.«, gestand er schließlich und presste die Lippen leicht zusammen.
»Du schreibst einen Brief und kennst ihre Adresse noch nicht einmal?« Der skeptische Einwurf von Sebastian war nur mehr als verständlich. Weshalb war Ominis dieser Fehler im gesamten Kontext nicht schon vorher gekommen? Gerade er!
»Es ist ja nicht so, als würde ich regelmäßig meine Adresse mit anderen austauschen, um heiter Brieffreundschaften zu pflegen.«, gab Ominis daher bitter von sich.
»Auch wieder wahr.«, murmelte Sebastian mit einem freundlichen Unterton in der Stimme, bevor er wieder Kaffee schlürfte. Nun war es Ominis, der seufzend den Kopf senkte und auf das Pergament starrte, ohne es wirklich zu sehen. Er ließ die Schultern hängen. Diese ganze Arbeit und Konzentration, um einen Brief überhaupt erst schreiben zu können, war völlig umsonst gewesen. Es verstimmte Ominis, dass er nicht schon früher auf dieses Problem beim Austausch der Korrespondenz gestoßen war.  
»Vielleicht kommt sie ja doch noch?«, schlug Sebastian vor. Sein Sinneswandel bezüglich Carols Anwesenheit in Feldcroft, war wohl der Niedergeschlagenheit zu verschulden, die Ominis gerade unwissentlich, jedoch wohl überdeutlich zum Ausdruck brachte. Es war Sebastians charmante Art, sein Ausfallen über die gemeinsame Freundin wieder gut zu machen und Ominis etwas aufzuheitern. Und Ominis sah keinen Grund darin, nicht darauf anzuspringen, weshalb er etwas ermattet »Ja, vielleicht.«, erwiderte.
»Darf ich den Brief lesen?«, fragte Sebastian, um die Konversation flüssig zu gestalten. Ominis war froh darum, denn trüben Gedanken war er in den letzten Wochen genügend nachgehangen. »Natürlich, wenn du ihn lesen kannst. Ich habe seit über vier Wochen nicht mehr geschrieben. Es kann also sein, dass die Schrift ein wenig unklar wirkt.«
Das Pergament wurde leise raschelnd über den Holztisch geschoben, während Sebastien den Brief drehte, um ihn lesen zu können. Leise stellte er den bestimmt halbleeren Tonbecher ab und Ominis bemerkte, wie sich Sebastian über den Tisch beugte. »Du machst dir zu viele Sorgen, Ominis. Gut, zugegeben, eine Schönschrift ist das hier nicht gerade...«, erklärte Sebastian mit dem Anflug eines Grinsens in der Stimme, dass selbst Ominis als sehr ansteckend empfand.
»Davon mal abgesehen, es ist einfach nur erstaunlich, dass du dir das Schreiben auf diese Weise beigebracht hast.«, fuhr Sebastian fort.
»Ich hatte keine Wahl. Allein für die ZAG’s war es erforderlich.«, erklärte Ominis mit einem bescheidenen Lächeln. »Außerdem ist es etwas, das mir etwas Unabhängigkeit in meinem Leben gibt.«
»Manchmal vergesse ich, dass du blind bist.«, sagte Sebastian leise schmunzelnd und mit einem Hauch von Anerkennung in seiner Stimme. Ein Stimmklang, den Ominis nur sehr selten zu hören bekam, wenn man über ihn sprach.
***
Hallo Carol,
Ich hoffe du hast einen schönen Sommer und genießt die Ferien.
Sebastian hat mich wieder in Feldcroft bei sich aufgenommen. Er und ich haben versucht Anne zu finden und mit ihr Kontakt aufzunehmen, doch leider ohne Erfolg. Ich kann nur hoffen, dass es ihr gut geht und dass sie sich wieder bei uns melden wird, wenn sie bereit dafür ist.  
Die Sommer in Feldcroft sind heiß und oftmals auch sehr trocken. Die Luft fühlt sich dick und geschwollen an und es riecht nach getrocknetem Heidekraut und Roggen.
Ich glaube ich habe einen Sonnenbrand bekommen, doch Sebastian sagt es mir nicht. Aber bei dem unangenehmen, trockenen und heißen Gefühl auf meinem Gesicht, muss er das auch gar nicht. Ich frage mich, ob ich Farbe bekommen habe? Jemand sagte mir einmal, dass ich einen sehr hellen Hautton habe.
Sebastian macht Fortschritte darin, seinen Ehrgeiz unter Kontrolle zu halten und seinen Kopf öfter zu benutzen. Auch wenn ich ihn hin und wieder an dessen Existenz erinnern muss.
Wie geht es dir? Bist du bei deiner Familie? Ich stelle mir vor, wie du dir eine Auszeit nimmst und eine Reise mit deiner Familie zu einem Sommersitz unternommen habt.
Sebastians Einladung steht im Übrigen noch immer offen. Wenn du also zu uns nach Feldcroft für den Rest der Ferien kommen willst, bist du jederzeit willkommen, auch wenn es nur ein paar Tage sein sollten. Wir würden uns beide sehr freuen. Und wenn nicht, dann treffen wir uns in Hogwarts wieder.
Vielleicht meldest du dich? Ich glaube Sebastians Adresse kennst du, ansonsten werde ich sie noch auf den Umschlag schreiben.
Viele Grüße Ominis Gaunt
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strasslex · 23 days ago
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Nacht
Die Sterne waren heller als sonst, oder vielleicht kam es mir nur so vor. Der Wein half, natürlich. Es war diese Sorte Rotwein, die in der Flasche besser aussieht als im Glas, aber das spielte keine Rolle. Marie hatte ihn ausgesucht, mit einem Blick, der keine Diskussion zuließ. Sie saß jetzt quer auf dem Bett, eine dieser halb durchsichtigen Blusen, die mehr versprechen, als sie tatsächlich zeigen. Die Art von Ding, das nur Marie tragen konnte, ohne lächerlich zu wirken.
„Du starrst“, sagte sie, ohne den Kopf zu heben. Ihre Finger spielten mit dem Glas, das halb auf ihrem Knie balancierte.
„Ich denke nach.“ Ich lehnte mich gegen den Türrahmen, barfuß, eine Zigarette zwischen den Fingern. Der Rauch stieg in die klare Nachtluft, ein dünner, grauer Faden, der sich gegen die Sterne verlor.
„Über was?“ Sie hob den Kopf, ihr Gesicht im schwachen Licht des Nachttischlämpchens. Es war diese Art von Licht, die jede Falte verschwinden lässt, die selbst müde Augen glänzen lässt. Nicht, dass Marie so etwas nötig hatte.
„Über dich.“
„Oh bitte.“ Sie lachte, ein kurzes, scharfes Geräusch, das mehr über mich aussagte als über sie. „Das kaufe ich dir nicht ab.“
Ich zuckte mit den Schultern und drückte die Zigarette in der Untertasse aus, die wir seit einer Woche als Aschenbecher benutzten. „Du bist schwer zu ignorieren.“
„Ach, Quatsch.“ Sie kippte den Rest des Weins in ihren Mund und stellte das Glas ab, bevor sie mich ansah. Diesmal wirklich ansah, mit diesem Blick, der dir das Gefühl gibt, du wärst gerade durchschaut worden. „Du denkst über irgendwas anderes nach. Irgendwas, das du nicht aussprechen willst.“
„Vielleicht.“ Ich setzte mich auf die Kante des Bettes, das alte Holz knackte unter meinem Gewicht. Die Matratze war zu weich, und ich hatte Marie oft genug gesagt, dass mein Rücken das Ding hasste. Aber sie hatte nur gelächelt und „Pech“ gesagt. Das war Marie: charmant, kompromisslos und immer einen Schritt schneller als ich.
„Es ist das Meer, oder?“ Sie beugte sich vor, ihre Ellenbogen auf die Knie gestützt. Ihre Haare fielen ihr ins Gesicht, dunkle Strähnen, die das Licht einfingen wie Seide. „Du denkst immer über das Meer nach, wenn du so schweigst.“
„Ja.“ Ich zündete mir eine neue Zigarette an, mehr, um etwas zu tun zu haben, als aus wirklichem Verlangen. „Das Meer und du. Ihr nehmt denselben Platz in meinem Kopf ein.“
„Das klingt romantisch.“
„Es ist nicht so gemeint.“ Der Rauch schmeckte bitter, der erste Zug war immer der schlimmste. „Das Meer macht mich nervös. Du auch.“
Sie lachte wieder, diesmal leiser, wärmer. Sie schob sich näher, die Bluse glitt von einer Schulter, und sie ließ es so, als wäre es keine Absicht. Ihre Hand streifte meine, ein kurzer, fast flüchtiger Kontakt.
„Warum macht das Meer dich nervös?“ fragte sie, ihre Stimme weicher als vorher.
„Weil es mich immer daran erinnert, wie klein ich bin.“ Ich zuckte mit den Schultern, nahm noch einen Zug und starrte auf den Boden, der mit Sand bestäubt war. „Es ist groß, es ist alt, und es gibt dir nichts. Du kannst reinschreien, so laut du willst, und es wird nicht antworten. Du bist nichts für das Meer.“
„Und ich?“ Ihre Stimme war fast ein Flüstern, und ich spürte, wie sich die Spannung im Raum änderte. „Bin ich auch nichts für dich?“
Ich sah sie an, wirklich an, zum ersten Mal seit Stunden, vielleicht Tagen. Ihre Augen waren dunkel, fast schwarz im Licht, aber da war etwas anderes, ein Glitzern, ein Funkeln, das ich nicht ganz fassen konnte. Marie war keine einfache Frau. Sie war scharfkantig und weich zugleich, ein Widerspruch, der mich manchmal in den Wahnsinn trieb. Aber jetzt, in diesem Moment, war sie einfach nur da, präsent, echt.
„Du bist alles“, sagte ich schließlich, leise, fast unbeholfen.
Sie hielt inne, nur für einen Moment, dann legte sie ihre Hand auf meine, leicht, als wollte sie testen, ob ich zurückzucke. Ich tat es nicht.
„Das ist eine gute Antwort“, murmelte sie und zog mich mit einer Bewegung näher zu sich, so natürlich, als wäre es die einzige Möglichkeit gewesen. Ihre Lippen waren warm, ein bisschen nach Wein und Zigaretten, und für einen Moment war da nichts anderes als sie. Keine Sterne, kein Meer, keine Gedanken, die sich an mir festbissen.
Aber Marie wäre nicht Marie, wenn sie es dabei belassen hätte. Sie zog sich zurück, ihre Finger noch immer auf meinem Handrücken. „Aber weißt du, was dein Problem ist?“
„Ich habe ein Problem?“
„Oh, mehrere.“ Sie grinste, dieses Grinsen, das immer halb zwischen Spott und Wärme lag. „Aber das größte ist: Du denkst, dass du nichts zu geben hast.“
„Vielleicht habe ich das nicht.“
„Quatsch.“ Sie stand auf, schob die Bluse über ihre Schultern zurück und griff nach der Flasche auf dem Nachttisch. Sie füllte ihr Glas, dann meins, ohne zu fragen, und reichte es mir. „Du bist nur zu feige, es herauszufinden.“
Ich trank, weil ich nichts anderes wusste, was ich tun sollte. Der Wein war nicht besser geworden, aber er brannte weniger. Ich lehnte mich zurück, spürte, wie die Matratze unter mir nachgab, und ließ den Kopf gegen die Wand fallen.
„Vielleicht hast du recht.“
„Ich habe immer recht.“
„Das ist auch ein Problem.“
Sie lachte, setzte sich wieder neben mich, ihre Schulter gegen meine gelehnt, und für einen Moment war da Stille. Nur das Meer draußen, das mit seinem Rhythmus alles durchzog, wie ein Herzschlag, der nicht enden wollte.
„Weißt du“, sagte sie schließlich, ihre Stimme leiser als zuvor, „ich glaube, das Meer macht uns alle nervös.“
„Warum?“
„Weil es uns zeigt, dass wir immer nach etwas suchen. Und dass wir vielleicht nie finden, was es ist.“
Ich sah sie an, wollte etwas sagen, aber die Worte kamen nicht. Stattdessen legte ich den Arm um sie, zog sie näher, und sie ließ es zu. Wir saßen so, minutenlang, vielleicht länger, bis der Wein leer war und die Sterne ihren Glanz ein wenig verloren hatten. Aber das Meer war noch da, und Marie war noch da, und das reichte. Für jetzt.
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phantoms-nocturne · 2 months ago
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Die eisige Luft biss dem achtjährigen Jungen in die Wangen, während er vor dem düsteren Betongebäude kauerte. Die Nacht lag wie ein schwarzes Tuch über Moskau, und der Winter hatte die Stadt in eine tödliche Umarmung gezogen. Zusammengerollt wie ein frierendes Tier harrte er aus und hielt Ausschau nach Fremden, vor denen er die Männer im Inneren warnen sollte. Schnee wirbelte in feinen Spiralen um seine schmalen Beine, legte sich wie eine zweite Haut auf seinen verschlissenen Mantel und taute nicht – die Wärme seines Körpers reichte nicht mehr aus, um ihn zu schmelzen. Sein Atem stieg in kleinen Wolken auf, die sofort in der Luft zerbrachen. Es war nicht nur kalt – es war so eisig, dass die Welt selbst wie erstarrt wirkte.
Doch die schlimmsten Qualen spürte er in seinen Händen. Tausend kleine Nadeln bohrten sich in seine Haut, nur um kurz darauf einer lähmenden Taubheit zu weichen. Jede Bewegung schmerzte, jede Regung fühlte sich an, als würde sie ihn zerbrechen. Der Wind schnitt durch die Gassen und zerrte an seinem ungekämmten schwarzen Haar, das in Strähnen auf seine Stirn fiel. Even wollte sich bewegen, aufstehen, doch seine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Glas, bereit, bei der kleinsten Belastung zu zersplittern. Sein Blick wanderte immer wieder zu den vereisten Fenstern des Hauses. Dahinter wartete Wärme – und Gefahr.
Dumpfes Gelächter und raue Flüche drangen durch das Glas, gefolgt vom Klirren von Flaschen, die zu Bruch gingen. Die Männer tranken, wie jede Nacht. Es war ihr Ritual, das meistens in Bewusstlosigkeit endete. Heute vielleicht auch.
Die Minuten dehnten sich quälend, doch schließlich wurde es still. Vorsichtig linste Even durch das Fenster. Kein Schatten bewegte sich. Sein Herz schlug schneller. Dies war seine Chance.
Zitternd richtete er sich auf. Der Schnee knirschte unter seinen dünnen Sohlen, jeder Schritt fühlte sich wie ein Vergehen an. Doch die Kälte war stärker als die Angst. Noch eine Nacht in dieser eisigen Umarmung würde er nicht überleben. Die Konsequenzen waren ihm klar, doch sie zählten nicht mehr. Mit zitternden Fingern drückte er die Tür auf. Sie gab nach und schwang mit einem leisen Knarren auf. Doch bevor er eintrat, hielt er ein letztes Mal inne und lauschte. Nichts. 
Die Wärme umfing ihn sofort, ein fast schmerzhaftes Gefühl, als tanzten winzige Flammen auf seiner Haut. Blut begann durch seine klammen Hände und Füße zu pochen, und die kleinen Stiche wurden zu einem stechenden Schmerz. Vorsichtig schlich er durch die schummrig beleuchteten Flure, während ihm dumpfes Schnarchen aus den umliegenden Räumen entgegenwehte. Der Geruch von Alkohol, Rauch und Schweiß hing schwer in der Luft, ein beinahe erstickender Dunst.
In der Küche blieb er stehen. Auf dem Tisch lag ein halb gegessenes Stück Brot. Es war hart und trocken, aber für Even war es ein Schatz. Hastig griff er danach, schob sich das ganze Stück in den Mund und kaute. Die Krümel kratzten in seiner Kehle, doch der vertraute Geschmack erfüllte ihn mit einer Wärme, die er nicht erwartet hatte. Während er kaute, fiel sein Blick auf das Piano in der Ecke. Halb im Schatten stehend, war es ein trauriges Instrument: vergilbte Tasten, abgestoßenes Holz, ein Lack, der in Schichten abblätterte. Doch für Even war es eine Offenbarung. Erinnerungen drängten sich wie Wellen in seinen Geist. Sein Vater hatte gespielt, so oft, so wunderschön, dass selbst die Stille danach wie Musik klang. Aber das war ein anderes Leben. Ein Leben, bevor sein Vater starb. Vor dem Kinderheim, das ihn zu einem Schatten gemacht hatte, einer Ware in einer Welt aus Gewalt. Seine Füße hatten ihn unbewusst dorthin getragen. Es war, als führe ihn eine lang vergangene Erinnerung wie eine unsichtbare Hand. Seine Hände zitterten, als er sich auf den Schemel setzte. Nicht aber vor Kälte, sondern vor Ehrfurcht. Seine Finger schwebten über den Tasten, als hätten sie nie etwas anderes gekannt. Er sah sich noch einmal um, lauschte. Die Männer schliefen. Langsam ließ er seine Finger sinken. Die Tasten waren kühl und glatt, und in seinem Kopf erklang die erste Note, klar und rein. Chopins „Marche Funèbre“. Lautlos tänzelten seine Finger über die Taste. Es ertönte keine Note, doch in seinem Inneren erhob sich die Melodie, melancholisch und kraftvoll.
Die Musik zog ihn in einen Strudel aus Erinnerungen. Er sah seinen Vater, wie er lächelnd die Hände über seine führte, die ersten Akkorde des Stückes. „Musik“, hatte er gesagt, „wird aus Schmerz geboren und dennoch ist sie stärker als jeder Schmerz.“ Even hatte immer an dieser Aussage gezweifelt, aber er klammerte sich an diese letzten Worte, als könne er sie durch die Tasten zurückholen.
Die Melodie wuchs und verschlang ihn. Jede Note, die in seinem Kopf erklang, war ein Moment, den er wiederfand. Der Schmerz der Kälte, der Hunger, die Angst – alles wich der Musik, die ihn wie eine schützende Decke umgab.
Die Noten des Stückes hatten ihn in eine vergangene Welt entführt, bis eine Berührung die Melodie jäh zerbrechen ließ. Das warme Licht des Raumes schien dunkler zu werden, die Wände enger. Evens Herz schlug so heftig, dass es schmerzte, doch er wagte nicht, sich zu rühren. Die Hand auf seiner Schulter war rau, schwer wie Eisen, und hielt ihn fest an Ort und Stelle. Langsam drehte er sich um, jeder Millimeter seiner Bewegung wie ein Verrat an sich selbst. Sein Blick glitt an der massiven Gestalt hinauf, und dann sah er ihn. Den Kopf der Bratwa. Der Mann war wie ein Schatten, ein Gebirge aus Kälte und Gewalt, mit kantigen Gesichtszügen, die so unnachgiebig waren wie Stein. Seine Augen, eisblau und erbarmungslos, schienen Even zu durchbohren.
„Was glaubst du, was du hier machst, Junge?“ fragte der Mann mit einer Stimme, die tief und rau wie brechendes Eis war.
Even wollte antworten, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Worte wären ohnehin sinnlos. Der Boss zog eine Pistole aus seinem Gürtel, langsam und ohne Eile, als wollte er jedem Moment Gewicht verleihen. Even spürte den kalten Lauf unter seinem Kinn, eine gnadenlose Berührung, die ihn zwang, den Kopf zu heben.
„Du hattest eine klare Anweisung“, zischte der Mann, sein Atem ein Gemisch aus Alkohol und Zigaretten, während seine Hand unerschütterlich blieb.
Evens Blick hob sich, bis er direkt in die Augen des Bosses starrte. Da war keine Gnade, kein Zögern, nichts, was ihn an die Möglichkeit eines Entkommens glauben ließ. Die Kälte des Pistolenlaufs durchdrang seine Haut, doch in ihm war es ruhig – eine seltsame Stille, wie der Moment vor dem Fall eines letzten Schneeflockensturms.
Dies war das Ende, das wusste er. Er fühlte keine Angst mehr, nur eine schmerzliche Erleichterung. Die Kälte draußen, die ständigen Schläge im Kinderheim, der Hunger, die unendliche Einsamkeit – alles würde mit diesem Moment enden.
Er dachte an die Melodie, die in seinem Kopf gespielt hatte, an die Hände seines Vaters, die einst gezeigt hatten, wie man aus Stille Musik erschafft. „Musik ist stärker als Schmerz“, hatte sein Vater gesagt. Aber jetzt erschien ihm das wie eine ferne, unwirkliche Wahrheit – eine, die vielleicht nur in einer anderen Welt existieren konnte. Hier, in dieser Welt, war er Schmerz das Einzige, das blieb. Still und unaufhaltsam hatte er sich in jedes Eck seines Lebens geschlichen, bis nichts anderes mehr Platz hatte. Selbst die Musik schien ihn nicht mehr zu erreichen. Alles was blieb war die Endgültigkeit.
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hilgerholz1 · 2 months ago
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Faktoren, die beim Kauf von Holzbalken in Schleiden zu beachten sind
Der Kauf von qualitativ hochwertigem Holz von Großhändlern kann Unternehmen dabei unterstützen, Bauprojekte erfolgreich umzusetzen. Auch Innenausbauunternehmen sollten ihre Materialien sorgfältig auswählen, um die Zufriedenheit ihrer Kunden zu gewährleisten-
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scarletwitchie2 · 7 months ago
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90s Angie 1998
1. Movie #Gia 2.  by George Holz 3.  Photographed by Matt Gunther at the Hotel 17 Inn in New York City
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Malträtiert - Maltreaded
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Malträtiert. Die Hälfte des Gesichts, welches auf Ewig inne hält. Ein Mann rotzt über einen kaputten Holz Zaun. »Malträtiert.«. Sein gelähmtes Gesicht kommt immer näher, die Hälfte hält in meinem Buch auf ewig Inne. Mit seinem Werk schnitt er die Rinder & ihrer Kälber in dicke, krebsrote Stücken (…)  
Maltreaded. Half of the face that freezes forever. A man snorts over a broken wooden fence. William. His paralyzed face keeps getting closer, half pauses forever in my book. With his work he cut the cattle & their calves into thick  crab-red pieces (...)
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bwpfotography · 2 years ago
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I shot the Bavarian Inn Holz Brücke Covered Bridge Using my Nikon D500 and a Nikor 10mm fisheye lens first image is my raw image with no editing the second was minor editing and to flatten the image using DXO photo lab 5 last 2 images using various other editing software. #michigans_iris #puremittenlove #puremichigan #puremittigan #puremichiganders #pure_michigan_photography #puremittenpride #pure_michigan #yespuremichigan #puremichiganpride #mittenexploration #michiganoutdoors #greatlakestate #lifeoutside #michiganders (at Frankenmuth, Michigan) https://www.instagram.com/p/Ck28teMui5O/?igshid=NGJjMDIxMWI=
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meisterdrucke · 3 years ago
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Landschaft mit Figuren vor dem Inn, 1643 von Jan Josephsz van Goyen Gemalt 1643, Öl auf Holz Museum: Private Collection
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esotheria-sims · 5 years ago
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Gatehouse Inn cc masterlist - a follow-up post of the floorplan photoset i posted earlier. 
Exterior
Cyclonesue Crusade windows Pirate RCs by Shastakiss
Cottage Bay windows by Lama at The Medieval Smithy
EA Store Castle Kits Inc. double door fixed by Shastakiss
Medieval tavern door by Windkeeper at TSR
Maxis “Say No More” wall in Grey Stone
**Lama Tewdwr walls with Maxis wood RCd by Esotheria (exclusive dl!)
Pirate Bay redux wall bundle by Felicitations at PBK
VTMB Floors by FreezerBunny at GoS
‘Altes graues Holz’ roof by Ermelind at Patchworksims2 (thank you for finding the link, @12raben!)
Innsmouth Quay Rope & Post fence by BeosBoxBoy at TSR
Pirate Bay fence by Kate at Parsimonious (for the horse hitching post)
Jeka Log fences 3a & 3b + stairs dark wood RC by Kalimero
UK1967 Medieval column 2
Crescent Column (BB Niche slave) by Mustluvcatz
Niche Stone RC by Riekus13
11 degree OMSP by SilentLucidity
DragonValley roof ridge and add-ons by Hafiseazale
DragonValley roof ridge recolors by Rugrat0ne
Wide traditional gable Pirate RCs by Shastakiss
Floor Edge Hider by Sunni 
Maxis Uprite Column RCs (also recolors Sunni’s floor edge hider)
Round lantern set by Lama at The Medieval Smithy
Hanging Round Lantern add-on by Raynuss
Barrel sign by HCove
Maxis The “Naturally Stylish” Flower Barrel
Maxis deco anchor (called “At Rest” By Sims of the Sea)
Lunasims climbing roses RCd by Heget at PBK
Kativip ‘Legend Series’ climbing Ivy
Interior
(only staple pieces listed since the interior is still in WIP stage)
3t2 Dive Bar and Shelving by Hafiseazale
Finglas arched column by Lama at The Medieval Smithy
Maxis Value Door RCd by Droopsi
Meadhall table and stool by Lama at The Medieval Smithy
WFS Saloon chair repo’d by Hafiseazale
Marquis dining chair by Yolartut
CS pirate card table (part of the CS object bundle at MATY)
PrincessBliss Doublesided curtain recolor by me
Kativip Witcher balustrade (called ‘Kativip LS walldeco’)
Delonariel TSM Wall Dragon RCd by YCYB
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sibyllemania · 5 years ago
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Sibylle Manias Werk oszilliert zwischen verschiedenen künstlerischen Praxen. Artistisch wie handwerklich vermag sie, eine Weimarer Künstlerin mit 25 Jahren Berufserfahrung, aus einem äußerst vielgestaltigen Erfahrungs- und Produktionsschatz zu schöpfen. Ihre Wurzeln liegen in Jena. Dort betrieb die Mutter die Kunsthandlung Eckardt, die neben Kunst auch mit Antiquitäten handelte. Ihre lebenslange in der Natur dieser Profession liegende Sammelleidenschaft, die wiederum in einer Verteilleidenschaft gipfelt (das könnte zu dieser Person passen und dies fände bei jenem perfekte Verwendung), insbesondere der damit verbundene Umgang mit Kultur, Geschichte und den Dingen mag fraglos auf Sibylle und ihre Kinder Josa (27), Till 23) und Jarvis (16) abgefärbt haben, was ebenso für den Vater gilt, einen Archäologe in Halle, der den homo erectus bilzingslebenensis und dessen Lagerplatz am Nordrand des Thüringer Beckens, entdeckte und sein Leben lang zu den Geschehnissen vor etwa 370.000 Jahren forschte und Ausgrabungen leitete. Nach dem Kunststudium "an der Burg" ab 1988 in Halle (Saale) studiert sie noch fünf weitere Jahre bis zum Jahr 200 Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar bei Professorin Liz Bachhuber und Professor Fritz Ramann. Mit dem Bildhauer und Keramiker Martin Neubert lebt sie in kreativer Künstlerehe, viele Künstler jener hier ausgestellten Atelierporträts lernt sie auch über ihn kennen.
Für Weimars Kunsthalle Harry Graf Kessler entschied sie sich also, ihr Betätigungsfeld der Schwarzweißfotografie offenzulegen. Eine Serie ebenjener stillen, intimen Interieurfotografien steht dabei einer zweiten Sammlung aus der Bewegung heraus, nämlich auf Reisen entstandener, architekturbetonter Außenaufnahmen gegenüber. Beide Motivreihen sind zeitlich schwer einzuordnen, gezeichnet von Detailvielfalt und eher unsystematisch entstanden, per Begegnung, Zufall und Gelegenheit, fast könnte man sagen intuitiv, in lockerer Fügung, ohne gesetzte Grenzen, über Jahre, als lebensbegleitende Langzeitprojekte.
Seit 2010 hat Sibylle Mania um die dreißig Innenraumsituationen auf analogem 6x7-Rollfilm festgehalten, von denen hier eine Auswahl zu sehen ist. Es sind "Einblicke in Künstlerateliers", die eine Ästhetik des (unsichtbaren, denn die Künstler wurden keineswegs bei der Arbeit porträtiert) schöpferischen Akts eint. Keine andere Werkstatt als jene des bildenden Künstlers hat eine vergleichbare Aura. Ihr wohnt etwas Magisches, Archaisches, Heiliges, Geheimnisvolles, Verschlossenes, Überraschendes und Exotisches inne, aber auch Praktikabilität, Effizienz, Komfort und Schaffensfreude sind zu erahnen. Die Faszination dieser Orte liegt in dem Wissen, dass sie raum- und formgewordene Zeugen der Verwandlung von Inspiration in Kreation sind. Die Abwesenheit des Ausführenden verstärkt dies nur noch, wenn das Auge voyeuristisch auf Entdeckungsreise geht: Was ist hier passiert, als wir nicht dabei waren? Als mit eigenartigen Substanzen und Geräten hantierend Kunst gezeugt wurde? Warum sind nicht wir jene Erschaffer, Autoren, Regisseure, Produzenten und Zeremonienmeister an den Horten und Herbergen künstlerischer Prozesse? Liegt nicht in diesen bildgewordenen scheinbar unfertigen Situationen, Installationen, Arrangements schon die Behauptung des Fertigen? Und dennoch muss es so sein: Der Geburt des finalen kompositorischen Geniestreichs in der Gedankenküche, der Ideenschmiede, dem Experimentierlabor, der am Ende die Welt erobert, liegen zahllose missglückte Versuche zugrunde, steht das nie Begonnene, Unvollendete, wieder Verworfene gegenüber, gehen Fummeln, Murksen und Pfriemeln, Basteln, Probieren und Werkeln voraus. Und dafür, für das Versagen und Scheitern, das Zweifel, Zögern und Zaudern, steht das Atelier in gleicher Weise wie für den goldenen Wurf. Künstlerateliers funktionieren im 24/7-Betrieb als Stätten der Zuflucht, als Rückzugsorte, an denen "die Suche nach radikalem Individualismus praktiziert und Freiheit wie Unabhängigkeit ausgelebt werden wie nirgends sonst", um Sibylle Mania zu zitieren.
Eine andere Assoziation, die ich angesichts von Sibylle Manias Atelierfotoreihe hatte, war jene über den chinesischen Künstler Xie Nanxing, den wir einst ausstellten und der nur die leeren Hängewände in seinem Atelier malt. Lucas Samaras, der 1964 als erster seine Ateliereinrichtung in eine New Yorker Galerie frachten ließ, die somit zum Ausstellungsobjekt wurde. Robin Klassnik, Chef der Londoner Matt’s Gallery, der nicht mehr zwischen dem Raum, in dem das Werk gemacht wird und jenem, in dem es ausgestellt wird, unterschied. Wenn der Künstler sagte „das Werk ist jetzt fertig“, wandelte sich das Atelier zur Galerie. Das soziale Gebilde von Andy Warhhols Factory, der die intim-geheime Arbeitsstätte auch zum Partyraum erklärte. Und ein weiterer US-Amerikaner, Bruce Nauman, der nachts sein Atelier komplett in Realzeit abfilmte und als Videoinstallation „Mapping the Studio“ auf rundum angebrachten Leinwänden in die Galerie brachte, um zu zeigen, was da passiert: Man sieht, wie Mäuse, Insekten und anderes Getier durchs Bild laufen.
Am aussagekräftigen Arbeitsplatz des Künstlers, der Lebensraum, Labor und Bühne miteinander verknüpft, denn natürlich entscheidet der Künstler auch im Atelier, was er zeigen möchte und was nicht, denkt er über sich selbst und seine Position in Gesellschaft und Welt nach. Von daher sind Abbildungen oder Darstellungen von Ateliers stets auch Spiegel der Selbstdarstellung und Selbstreflexion des Künstlers. Mag dieser ein Maler, Grafiker, Bildhauer, Fotograf, Buchbinder, Schmuckgestalter oder Performer sein, mit Holz, Metall oder Stein, Filz, Pelz oder Keramik arbeitend, der Künstler als Einzelkämpfer, Erfinder, Entdecker, Vordenker, Autonomer, Avantgardist, Anarchist, ungeachtet seines Bekanntheitsgrads, Alters und Erfolgs, aber mit all seinen In- und Extrovertiertheiten, Neigungen, Manien, Spleens und Grenzüberschreitungen spiegelt sich an den Oberflächen dieser Refugien - und genau das führt ebenjene Headquarters des Schöpfergeists als seismografische Orte wieder in die Mitte der Gesellschaft.
Gestatten Sie mir noch einen weiteren kleinen gedanklichen Seitensprung in die Welt der Ateliers und was sie uns bedeuten: Zwischen Carl Spitzwegs dürftig-ärmlich ausgestatteter Dachkammer seines „Armen Poeten“ von 1839 und den Werkstätten oder sagen wir eher kollektiven Großraumbüros des Islanddänen Olafur Eliason aus den frühen Zweitausendern mit 90 bis 110 Mitarbeitern, eigener Kantine und Tischfußballspielen im Atelier liegen Welten. Das Klischee vom Künstler als Outsider, der an den Rand der Gesellschaft gedrängt sein Dasein mit seiner brotlosen Kunst fristet, ist ein, um mit Ina Conzen, stellvertretende wissenschaftliche Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart zu sprechen, ein bis heute "gültiger Topos" des Künstlers, dessen "innerer Reichtum mit ökonomischem Misserfolg einhergeht". Warum interessieren wir uns für die Werkstätten der Künstler, diese Spiegel oder Folien oder Embleme der Hirne der Schöpfenden, das, was von ihren Geheimnissen nach außen hin sichtbar wird? Warum wünschen wir uns, dem Schöpfungsakt nahe zu sein, sind fasziniert vom Mysterium, das diesem Akt zugrunde liegt? Vielleicht, weil wir nach kreativer Teilhabe suchen und streben, die Schöpfung bezeugen wollen, wenn wir uns einmal mehr vergegenwärtigen, das uns die Gabe, das Talent des Schöpfenden von Außergewöhnlichem versagt blieb? Weil wir die „andere Seite“ kennenlernen möchten, Perspektiven aus dem vermeintlich ausweglosen Alltag von Krankheit, Alter und Tod finden und Licht ins Dunkel bringen wollen? Vielleicht, weil wir diese Geheimnisse der Schöpfung enthüllen, entziffern und miteinander teilen wollen, um das eigene Scheitern und Versagen, die eigenen Misserfolge und Missverständnisse besser zu verstehen?
Wenn Sibylle Mania Ateliers abtastet, scannt, für die Ewigkeit dokumentiert und zugänglich macht, findet sie deren gestalterische, bildnerische und ästhetische Erscheinungsformen und Strukturen teilweise sogar in den Werken der jeweiligen Künstler wieder. Aus dem Hintergrund des eigenen Ateliers (mit Dunkelkammer) spricht da ganz die Raum- und Bilderfahrene, ganz Sibylle, Seherin also, Seelenverwandte, deren Himmelreich auf Erden das Kratzen an der Oberfläche, Gärtnern, Umgraben, Freilegen der eigenen und der fremden Seele ist. Sie genießt das Privileg, sich auf diese Art einfühlsam ihren Kollegen nähern zu dürfen: Mit dem Auftrag der Dokumentation des Schaffensraumes der verstorbenen Künstlerkollegin Gertraud Möhwald aus Halle nahm das Ganze 2010 seinen Anfang. Seither sucht sie die "zweite Haut" lebender Künstler wiederholt auf, lichtet Ist-Zustände ab, macht ansonsten verborgen bleibende Kosmen zugänglich und leistet damit auch einen wichtigen kunsthistorischen Beitrag, dessen Ende nicht abzusehen ist, offen wie die Kunst. Denn wohin es mit der Nutzung und dem Erscheinungsbild von Künstlerateliers in Zeiten von Digitalisierung, Konzeptkunst, Performance und kollektiver Kunst geht, ist einfach genauso offen. Wird das Atelier im herkömmlichen Sinne überhaupt noch gebraucht? Gerade das wiederum interessiert Sibylle Mania, die aus diesem Ansatz heraus ihre Serie fortsetzen möchte, denn der bleibende Mythos ist der des individuellen Künstlers, der aus jener elektrisierenden Quelle namens "Kreativität" schöpft.
Sie fotografiert die vorgefundenen Situationen wie gesehen, nichts wird inszeniert oder frisiert. Die Atelierbesuche werden nicht wirklich geplant oder gesteuert, sondern ergeben sich meist über ein mehr oder weniger zufälliges Kennenlernen. Oft besucht sie also die Ateliers zunächst mehrfach, lässt sie auf sich wirken, fertigt digitale Schnappschüsse als Tests an, bevor sie nach eingehender Motivsuche und ohne Nutzung künstlichen Lichts den Auslöser ihrer analogen, auf einem Stativ befestigten Mittelformatkamera schlussendlich betätigt. Die Analogabzüge fertigt sie selbst in der hauseigenen Dunkelkammer.
Neben der Bildhauerin und Keramikerin Gertraud Möhwald in Halle-Ammendorf, deren Atelier inzwischen geräumt wurde, sind die Ateliers folgender Künstler in dieser Serie zu sehen:
Das Plenair-Studio des Weimarer Malers Michael Lenhardt, das durch sein stadtbekanntes Multifunktionsfahrrad verkörpert wird, das sein Atelier ist, mit dem er unter freiem Himmel malt. Sehr praktisch, denn man kann nicht durch mit Sanierungsmaßnahmen einhergehende Mieterhöhungen, Verkauf oder Anmeldung von Eigenbedarf durch den Eigentümer aus dem eigenen Atelier geekelt werden oder rausfliegen.
Das Atelier der Fotografin Helga Paris, die auch Sibylle Mania porträtierte, in der Haut einer alten Ladendrogerie mit Fotoarchiv in Berlin-Prenzlauer Berg in Form eines typischen „Berliner Zimmers“.
Das Atelier der Grafikerin Ulrike Theusner in Weimars Erfurter Straße, die inzwischen ihr Atelier im Städtischen Atelierhaus in Weimars Karl-Haußknecht-Straße hat.
Martin Neuberts Atelier in Weimars Trierer Straße, jener Bildhauer und Keramiker, der zusammen mit Sibylle Mania lebt.
Das Dachatelier des verstorbenen Grafikers und Restaurators Philip Oesers in Taubach bei Weimar
Das Atelier des Metallgestalters Peter Zinnecker in Halles Burgstraße, der inzwischen ausziehen musste, weil das Haus verkauft wurde.
Das Dachatelier der Malerin Bettina Schünemanns, bekannt für ihre runden, scheibenartigen Gemälde, in Gotha.
Das Atelier des Bildhauers Bruno Raetsch in Dresden-Freital, eine alte Autowerkstatt, aus der er ausziehen musste, weil das Haus  verkauft wurde.
Das über 30 Jahre gewachsene Atelier des Keramikers Martin Möhwald in Halle-Kröllwitz, der wegen Renovierung und Eigenbedarf des Eigentümers ausziehen musste.
Die Goldschmiedewerkstatt von Rolf und Felix Lindner in einem tollen Gebäude in der Erfurter Andreasviertel in der Moritzstraße.
Das Atelier der Textilkünstlerin Charlie Sehmisch in der Weimarer Mozartstraße.
Das Atelier der Kürschnermeisterin Hella Krabbes aus Jena-Wöllnitz, angesiedelt  in einem kleinen Schloss.
Das Dachatelier des Grafikers und Bühnenbildners Helmut Brade in Halle-Kröllwitz direkt unter der Burg Giebichenstein, von dem auch die Gestaltung des Ausstellungsflyers und –plakats stammen.
Fast alle der genannten und lebenden Künstler sind heute hier anwesend und ich bitte Sie für diese unserer Mitmenschen, die uns immer wieder dazu inspirieren, die Welt einmal mit anderen Augen zu sehen, um einen Extra-Applaus. 
Das räumliche ist dabei wie das künstlerische Feld durchaus weit gefasst - vom Atelier im Wohnwagen bis zur über mehrere Stockwerke ausgedehnten Buchbinderwerkstatt des Einbandkünstlers Otto Dorfner (1885-1955), der, zunächst von Henry van de Velde 1910 nach Weimar berufen, ab 1922 für das Bauhaus in Weimar (wo Anfang des 20. Jahrhunderts jeder Wohnhausneubau per Gesetz ein Dachgeschossatelier vorsehen musste, eine Tradition, die wiederbelebt werden sollte) tätig war. Eine 2009 (die Dorfner-Werkstatt wurde 2011 aufgelöst) im Barytverfahren aufgenommene und nun anlässlich des Jubiläums Bauhaus 100 entwickelte Schwarzweißfotoserie zeigt den Ort im nahezu unveränderten Originalzustand und macht buchbinderisches Handwerk facettenreich nachvollziehbar. Mobiliar und Bindemaschinen wie auch -werkzeuge standen 2009 trotz ihrer steten Nutzung noch unverändert wie damals in den Räumen, wurden weiter gepflegt und verwendet, die Kunsthochschule Burg Giebichenstein bildete hier jährlich zwei bis drei Studierende im Fach Buchkunst praktisch aus. Mit der Ausstellung "Wie das Bauhaus nach Weimar kam" waren die Räume 2018 ein letztes Mal öffentlich zugänglich. Und Dorfners Nachlass ging dorthin, wo Sibylle Manias künstlerisches Dasein 1988 begann - an die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Heute sieht man einige repräsentative Stücke der Werkstatt, nun im Besitz der Klassik Stiftung Weimar, im Keller des Neuen Museums der Moderne. Übrigens weilt auch die letzte Buchbinderin und Ausbilderin aus der Dorfner-Werkstatt, Ria Radicke, heute unter uns.
Ergänzend hinzugefügt, ach was heißt ergänzend hinzugefügt, über die Maßen wichtig erwähnt sei noch, dass geplant ist, ein s/w-Fotobuch im Verlag ARNOLDSCHE Art Publishers, Stuttgart herauszugeben, denn es gibt ja inzwischen weit mehr Atelierporträts als die hier gezeigten, weswegen das Buch auch 80 Seiten mit 50 Abbildungen stark sein wird: Wer sich an dessen Produktion finanziell in Form einer Spende beteiligen möchte, vielleicht, weil er oder sie die Kunst Sibylle Manias gerade jetzt kennengelernt und liebgewonnen hat oder auch, weil er oder sie schon lange mal etwas für die Kunst zu tun gedachte, soll das in jedem Falle tun. Infoflyer zum Buchprojekt liegen vorn am Frontdesk aus.
Fotografie als stete Begleiterin und jederzeit spontan abrufbare Disziplin, die dem Augenblick verpflichtet einen Moment einzufrieren imstande ist, bildet auch das Medium der zweiten zur Schau gestellten Serie. Sibylle Mania nennt sie "Durchlichtfotografien", denn da das Licht nicht vom Bild zurückgeworfen wird, sondern durch es hindurchscheint, erstrahlt das Bild im Raum.
Analog aufgenommen mit einer japanischen 6x7-Pentax-Rollfilmkamera, halten diese Bilder urbane bzw. architektonische Situationen als Zeugnisse menschlicher Zivilisation fest. Orte, an denen das Leben kulminierte, bis hin zu frühhistorischen Plätzen. Statische Architekturen, teils mit starken Senkrechten, die im Kontrast zu dem fragilem Papier stehen, auf dem sie gedruckt sind. Wie korrespondiert beides miteinander, was hat von beidem Bestand?
Ein Arbeitstitel der Reihe bringt die dabei angewandte eigene analoge Technik und Überlegung doppeldeutig auf den Punkt: "Hinters Licht führen". Wie bei einem Lichtbild "funktioniert" diese Fotografie. Keine Aufnahme gleicht der anderen. Es entstehen Unikate – diaähnliche, also durchscheinende Schwarzweißpositive aus äußerst fragilem, handgeschöpften Seidelbastrindenpapier (Nepal), dessen strukturreiche Blattfasern, durchtränkt von Silbergelatine, dafür sorgen, dass die ursprüngliche fotografische Präzision verschwimmt und verfremdet wird. Schlussendlich werden die Papiere zwischen zwei Glasscheiben gepresst und so in einen Sockelstein gesteckt. Je nach Lichteinfall erstrahlt das Bild nahezu plastisch, wie ein Insekt eingeschlossen im Bernstein. Dabei liegen Reiz und Spannung dieser Serie in dem Versuch, den Bildern mit diesem Durchleuchtungsverfahren neues Leben einzuhauchen, sie aber gleichzeitig unter Verschluss zu konservieren, eine in der Gegenwart erfundene Methode, die von der Vergangenheit nicht zu trennen ist, erzeugt ein Spiel mit Raum und Zeit, dem Außerkraftsetzen von Regeln und vielleicht sogar eine Jonglage mit dem, was Spurensuche und Wahrheitsgehalt uns hierzulande und heutzutage noch bedeuten können.
Die Städtemotive der Reihe sind wiederum detailreich und vielgestaltig, filigran, zuweilen wimmelnd. Auffällig oft finden sich offene Strukturen, Vehikel des Tätigseins, Prothesen des Prozesses, Zeichen des Behelfs und Unfertigen oder Installierten in den Bildern: Krane, Gerüste, Masten, Leitungen, Treppen oder Absperrgitter. Dabei zeigen die Fotos durchaus gesetzte Hotspots der Zivilisation: Akropolis, La Sagrada Familia, Collosseum, Manhattan, Piazza San Marco, Blaue Moschee ... bis hin zu den bizarren Überlandwärmeleitungen von Jena-Paradies: Ikonen menschlicher Baukunst, denen gerade das unmonumentale Detail eigen und auffällig ist. Gerade in der Abbildung der Baustelle des Humboldt-Forums Berlin mit dem Neubau des alten Berliner Schlosses werden die archäologischen Züge der hinters Licht, hinter die Kulissen führenden Fotoreihe auf die Spitze getrieben: Die Gegenwartssituation des Wiederaufbaus von Nichtmehrvorhandenem (wenn auch Geschichtsträchtigem), also die Simulation von Geschichte, wird gedoppelt, indem Sibylle Mania durch das Erscheinungsbild ihrer Fotografie die Jetzt-Baustelle in die Kaiserzeit verlagert.
Die Grafikserie der auf Büttenkarton gedruckten Fine-Art-Fotoprints mit einer Auswahl der Durchlichtfotografien als vergrößerte Digitalabzüge ist mit 3 Stück pro Motiv limitiert. Eine Preisliste zu dieser und den anderen gezeigten Arbeiten liegt aus. Übrigens ist auch eine zehnteilige Kunstpostkartenreihe zur Atelierserie erhältlich.
Bei einer der Fotosessions, aus denen später „Durchlichtfotografien“ entstanden, durfte ich dabei sein, nämlich als Sibylle Mania im August 2001 mit ihrem Partner, dem Bildhauer Martin Neubert, zu einem Freundschaftsbesuch nach New York kamen, wo ich gerade die Chance hatte, im Whitney Museum of American Art für dessen Biennale 2002 zu spionieren, um amerikaweit geeignete Künstler und Werke vorzuschlagen, die an dieser in den USA wichtigsten Gesamtschau US-amerikanischen Gegenwartskunstschaffens teilnehmen würden – ein Tag- und Nachtjob, der uns drei dann auch dazu zwang, gleich im Museum unter den Arbeitstischen die Nächte zu verbringen – unter heutigen Umständen undenkbar. Die Biennale selbst konnte mit ihrem Planungsvorlauf auf die sich dann im wahrsten überstürzenden Ereignisse nicht mehr reagieren. Wir müssen mit die Letzten gewesen sein, die das World Trade Center noch in errichteter Form zu Gesicht bekamen, um vom Observation Deck auf die unter uns liegende Skyline zu äugen, wovon eines der ausgestellten Lichtbilder zeugt. FLAT IRON / BÜGELEISEN. Diese private Freundschaft war es auch, die quasi alle Manias/Neuberts dazu veranlasste, sich an der Produktion eines aus mehreren Hundert Aufnahmen zusammengephotoshopten Wandfrieses, einer Fotocollage gigantischen Ausmaßes namens „Die Welt des Überflusses“ meiner Frau, der Finnin Tea Mäkipää zu beteiligen, die die Welt universal und panoramisch von morgens bis nachts und von Frühjahr bis Winter so darstellt, wie wir sie gern hätten – immer mehr entfernen wir uns gerade in diesen Tagen, in denen der Amazonas-Regenwald regelrecht abgefeuert wird, von dieser schlaraffisch-fruchtbaren Erde. Eine Art inszeniertes Re-Enactment dieser „World of Plenty“ war vielleicht unsere dreitägige Hochzeitsschiffreise mit kulturellen Einschüben von 100 Gästen, zu denen wiederum die Manias/Neuberts gehörten. Meine Annäherung an Sibylle Manias Kunst hat also, wie sie schon hören, auch einen privaten Hintergrund. Und es ist schon diese private Verbundenheit, aus der heraus ich Sibylle Mania und ihrer Familie auch für die kommenden Jahre ein fruchtvolles, erfolgreiches Leben mit der Kunst wünsche, für das diese wichtige Ausstellung eine Zwischenstation ist, weil die beiden hier gezeigten Serien sich ja hinfortmäandern, während neue Kunstreihen und Kunstwerke entstehen werden. Dafür Dir, liebe Sibylle, viel Glück und Ihnen einen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
08/2019 Frank Motz, ACC, Weimar
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luxxuskind · 6 years ago
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INNs HOLZ Natur- & Vitalhotel**** und Chaletdorf Böhmerwald
INNs HOLZ Natur- & Vitalhotel**** und Chaletdorf Böhmerwald
Bei den derzeitigen Temperaturen kann es schon vorkommen, dass man glatt darauf vergisst, dass bereits der Wonnemonat Mai angebrochen ist und damit auch schon Muttertag vor der Tür steht. Für alle, denen es heute so geht, gibt es zur Ehrenrettung das perfekte Muttertagsgeschenk zu gewinnen! Wir verlosen einen traumhaften Kurzurlaub für 2 Personen im 4 Sterne Natur- und Vitalhotel INNs Holz im…
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marasamsara · 6 years ago
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Zum edlen Zwecke dunkler Sinn
Die mächtigen Steinmauern warfen die Schreie zurück. Ein Geruch von Fäule, Schweiß und Angst erfüllte die Kammer, drang in jede Ritze und hakte sich in die Nüstern. Die Wärme der Fackeln und Leiber, durch kein Fenster nach draußen entlassen, staute sich zu einer dunstigen Hitze. Holz knarrte, Eisen klirrte und Leder peitschte, einzig übertönt von den Schreien. Wie gut sie taten. Sie zeugten von der Wirkung der Werkzeuge, gewandt zum heiligen Zwecke. Sie sprachen vom Leid und Elend der Kreatur, die es im Angesicht der heiligen Zeichen zu brechen und vergehen galt.
„So hiebe er nochmals.“ sprach der Inquisitor.
Sogleich schwang die Peitsche hernieder und schlug Blut aus der Kreatur Leib. Arme, Beine, Torso, allesamt zerschunden und blutgetönt. Das rot der Wunden war ihre einzige Kleidung.
Der Inquisitor gab ein Zeichen, auf dass die Peitsche weiter ritzen und reißen solle. Der Schmerz musste nun gewaltig sein, zumal die Schreie erstickten. Auf ein erneutes Handzeichen hin hielt der Folterknecht inne.
„Habe Sie genug, die Kreatur?“ fragte der Inquisitor und nippte von seinem genüsslich Trank, „Ist Ihr die Sprache verlustig gegangen? Und ist nun an ihrer Stelle Einsicht entkeimt? So spreche Sie, fürwahr ist dies ein passend Moment.“
Die Kreatur hing in ihren Ketten und keuchte die Pein mit geschlossenen Augen aus sich heraus. Ihr Körper brannte innen und außen und vermochte nicht mehr viel länger.
„Bitte, lasst ab!“ flehte die Kreatur.
„Und gibt Sie mir auch einen Grund, warum die heilige Inquisition dies zu tun gedenken wollte?“
„Ich … Ich gestehe. Alles! Alles gestehe ich! Nur lasst von mir ab! Ich flehe euch an!“
Der Inquisitor erlaubte sich den Anflug eines Lächelns. Noch nie hatte eine Kreatur seiner gerechten Folter widerstanden. Alle, ohne Ausnahme und Fehl, hatte er bislang zu einem reinigenden Geständnis getrieben.
„Ich höre dich, Kreatur. Du möchtest also ein Geständnis kundtun. Du gibst also zu, eine Hexe zu sein. Ein Weib Satans, welches die Luft verpestet, die Felder vertrocknet und die Herzen vergiftet. Eine Hexe, die der dunklen Kräfte ist und der elenden Mächte sich versprochen hat. Gestehest du dies, Kreatur?“
„Ja … Ja, das tue ich.“
„Sprich es deutlich. Ich muss es aus deinem Munde selbst hören.“
„Ich bin … Ich bin eine Hexe. Ich gebe alles zu. Ich habe vergiftet und getötet, alles gebe ich zu. Nur fügt mir bitte keine weiteren Schmerzen zu.“
„Nun denn, vernommen sei dein Geständnis. Doch reicht es nicht hin. Die Inquisition muss denn sichergehen, dass die Kreatur sie nicht täuscht, denn findig und trickreich sind die dunklen Mächte. So hiebe er weiter, werter Knecht. Nun mit dem Rad. Und breche er ihr Arme und Beine. Wenn das Geständnis sodann noch hält, so sei es fürwahr.“
Die Kreatur schrie und flehte, gleichwohl ging das Rad unerbittlich auf sie hernieder und brach ihre Glieder. In erbärmlichen Winkeln hingen sie am Leibe dran, wie vom Wind geknickte Gräser.
„Nun, Kreatur. Bist du fürwahr eine Hex? War dein Geständnis ein wahres? Wenn dem so sei, so soll das Feuer dich reinigen und erlösen.“ sprach der Inquisitor und nippte erneut von seinem Weine.
Die Kreator hing in den Ketten. Blut tropfte von ihren Wunden. Das Leben schien aus ihr entfliehen zu wollen.
„So sprich, Kreatur. Sprich und erfahre meine Gnade. Die heilige Inquisition will dich gerne erlösen.“
Es schallte keine Antwort durch die Kammer. Stirnrunzelnd wechselten der Inquisitor und der brave Folterknecht einen Blick, ob sie es denn übertrieben hätten mit den Qualen und die Kreatur nun dem reinigenden Fegefeuer entginge und jetzend sogleich zur Hölle fahre ehe die Flammen sie schmeckten. Doch dann drang ihnen ein Lachen in die Glieder. Kurz nur, aber es trieb ihnen die Hitze aus den Poren.
„Denkst du wirklich, ich sei eine Hexe?“ fragte die Kreatur mit ruhiger, kalter Stimme, in der keine Pein mehr zu vernehmen war.
Der Inquisitor erhob sich aus seinem edlen Stuhl.
„Was erlaubest du dir! Elende Kreatur, spüre den Schmerz dieser Welt und fahre hinab in die Tiefen der Hölle, aus der Satan dich einst spie!“ rief der Inquisitor.
Die Kreatur lachte. Der Folterknecht hielt mit dem Dolch inne.
„Du glaubst diesen Firlefanz tatsächlich, oder? Du heiliger Inquisitor, du. Ja, das tust du. Bist eingenommen von deinem Glauben. Und findest es auch geil, Frauen zu quälen, brechen und dann zu verbrennen. Häh?“ sagte die Kreatur.
Alle Feuchte entwich des Inquisitors Gaumen, sodass er nichts zu erwidern vermochte ob dieser Unverfrorenheit. Dieser Blasphemie allerhöchsten Frevels.
Da fuhr die Kreatur fort: „Sag, Inquisitor. Wenn ich wirklich eine Hexe wäre, glaubst du, du könntest mich so einfach fangen und foltern? Hm?“
„Still! Verhalte deine Worte, Kreatur! Sie beileidigen den Heiligen und all Ehr!“ zürnte der Inquisitor.
„Meine Güte, du kannst aber aufbrausen. Bist du verärgert, weil du dir nun keinen runterholen kannst, während du zusiehst, wie ich langsam verbrenne? Ist es das? Oder wolltest du dir von dem Stück Menschendreck da, der auf dein Wort hin foltert und mordet, deinen heiligen Schwanz blasen lassen?“
„Stich! Erdolche sie!“ befahl der Inquisitor.
Der Folterknecht holte aus und zielte auf der Kreatur Herz, um sie mit einem Hieb hinabzuschicken in die dunklen Schlünde. Doch noch eh der Stahl in Fleische drang, verbog sich die Hand des Knechts, knackte und knirschte, verdrehte sich in üblen Wendungen und riss schließlich von seinem Arme. Jaulend taumelte der Knecht zurück.
„Ojemine.“ sagte die Kreatur, „Aber eigentlich solltest du froh sein, Inquisitor, nun hast du den Hexenbeweis, nach dem du gesucht hast. Nun hast du mehr als meine leeren Worte.“
Die Kreatur richtete sich auf, rückte ihre Glieder gerade und zerschmolz die ehernen Ketten um ihre Gelenke zu faulem Schleim.
„Setz dich, heiliger Mann. Trink deinen Wein, bevor er warm wird. Warm wie Pisse. Trinkst du die auch gerne? Oder gibst du nur und lässt Frauen die deine trinken? Du stehst doch auf Pissespiele, oder? Hm? Macht es dich geil, mich nackt und blutend zu sehen? Kriegst du grade einen heiligen Ständer? Jesus wäre stolz auf dich. So stolz. Eigentlich sollte er herniederfahren und dir deine Eier kraulen, findest du nicht? Und dann könntet ihr gemeinsam ein paar Ministranten ficken. Schön von hinten rein, bis den jungen Glaubenstreuen eurer Saft aus dem Maul spritzt. Macht dich die Vorstellung lüstern? Ja? Findest du es geil, mich so dreckig sprechen zu hören?“ sagte die Kreatur während sie langsamen Schrittes auf den Inquisitor zuging.
„Knecht! Eile er herbei und zerhiebe er diese Kreatur! Momentan!“ rief der Inquisitor.
„Aber nicht doch. Was sind denn das für Manieren, hä?“ höhnte die Kreatur.
Ihre Augen begannen rot zu glühen. Auf ihre Handbewegung und einen dunklen Fluch hin, trieb das Innere des Knechts nach außen, und sein Antlitz nach innen. Langsam, Fingerbreit um Fingerbreit. Als es geschehen war, sprach sie erneut zum Inquisitor.
„Scheißt du dir gerade deine edlen Kleider voll, häh? Hast wohl noch nie eine Hexe gesehen, was? Eine echte Hexe. Hast immer nur unschuldige Weiber gefoltert und verbrannt. Braver Mann. So tüchtig. Und wie tapfer. Unschuldige Frauen, mmmm, wie genüsslich ihr brennendes Fleisch gerochen haben muss. Hast du sie auch gegessen? Hm? Nur einen kleinen Happen. Häh? Hast du? Ach, du geiler Bock, du.“
„Weiche, Hexe! Knie vor dem heiligen Kreuze!“ rief der Inquisitor.
Die Kreatur lachte.
„Oh, wirklich nun? Denkst du, eine alberne Kette mit einem Kreuz dran beindruckt mich? Bei Marias Titten, was seid ihr heiligen Männer doch für Trottel! Och, du zitterst ja. Hast Angst vor mir, oder? Oje, mein armer edler Mann. Setz dich doch.“
Auf ihr Wort hin schleuderte eine unsichtbare Hand den Inquisitor zurück in seinen Stuhl.
„Trink! Lass es dir gutgehen!“
Der Kelch führte sich von selbst zu seinem Mund und entleerte sich in denselben.
„Na, bitte. Schon besser, wie? Hab keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Nein, wirklich nicht. Keine Vergeltung für die Schmerzen und die Folter und die Drohungen und so. Nein, nichts. Ich steh auf Schmerzen. Und meine Glieder sind schon wieder heil. Siehste?“
Die Kreatur ließ ihre Arme in wilden Bewegungen hin und her kreisen, auf dass dem Inquisitor ein Schwindel befiel.
„Ich tue dir nichts, heiliger Mann. Warum nicht? Hm? Gute Frage.“ sagte die Kreatur und tänzelte durch die Folterkammer, „Weil ich will, dass du lebst. Mit all dem. Mit dem Wissen, dass es Hexen wirklich gibt. Dass die Dunkelheit echt ist, die ihr Törichten alle fürchtet. Dass da draußen Grauen und Verderben wartet, das ihr alle euch nicht mal vorstellen könnt. Ich will, dass du weiterlebst, heiliger Mann, mit mir in deinem Schädel. Ja, ich werde immer bei dir sein. Ich und du, wir gehören doch zusammen, oder? Sag nicht, dass du mich nicht magst. Du findest mich doch geil, nicht wahr? Na, also. Wir bleiben zusammen. Du und ich. Du wirst einfach weitermachen wie bisher. Frauen der Hexerei beschuldigen, je jünger und unschuldiger, umso besser. Sie foltern und peinigen, je mehr Blut und Schreie umso erregender. Und sie dann an den Pfahle binden, Holz unter ihnen auslegen, sie mit Spiritus übergießen und anzünden. Oh, beim Sperma des heiligen Geistes, das ist so geil, findest du nicht? Mmmmm, ihre Schreie, ihre verzweifelten Fratzen, ihr Flehen nach Gnade und einem schnellen Ende, ihre Pein. Wie ihre feuchten Fotzen langsam verschmoren. Oh, das ist so geil, nicht wahr? Lass und zusammen wichsen. Komm, mach’s mir nach und rubbel dich! Ja, lass uns kommen auf diese heilige Lüsternheit!"
Die Kreatur ließ ihre Finger in ihrem blutigen Schritt fleißigst werken, bis sie zuckte und stöhnte, lauter als ein Ziegenbock und Esel zusammen.
„Nun, heiliger Mann. Lass uns unser verdorbenes Bündnis besiegeln. Auf dass ich ewig in dir sein werde.“ sprach die Kreatur.
Sie tänzelte heran und fasste den Inquisitor am Halse, so fest, auf dass ihm die Luft entschwand. Sodann presste sie ihre blutigen Lippen gegen die seinen. Ihre Zunge, die wie jene einer Schlange war, fuhr aus ihrer Kehle und drang ein in den Inquisitor. Hinab in seinen Rachen, bis hin zum Magen und Gedärm, um an seinem anderen Ende wieder herauszutreten. Dann wich die Kreatur zurück und zog ihre Zunge ein.
„Nun, edler Mann.“ sprach sie, „Gehe hin und tue Gutes. Bringe den heiligen Glauben unter die Unwürdigen und reinige die Ketzer mit der Macht deiner Inquisition. Foltere und brenne! Reiße Fotzen zu Blut und schände sie! Schlage Mäuler zu Brei und spritz in sie hinein! Ja, edler Mann! Tue dein heiliges Werk und halte dich nicht zurück! Ich werde es wissen. Ich werde alles wissen. Beim ersten Zögern, beim ersten Abwenden bin ich da, reiße dir die Kleider vom Leib, packe deinen Schwanz und stecke ihn hochselbst ins Blut. Zögere nicht, schände und vergewaltige, tue dies alles im Namen des Heiligen und Gerechten, auf das Gott in alle Ewigkeit glänze!“
Während die Kreatur all dies sprach, lief roter Speichel aus ihrem Munde und tropfte roter Saft zwischen ihren Lenden zum Boden der Kammer. Waren ihrer Worte verhallt, entließ sie sogleich ein dunkles und feuriges Gelächter, das die Mauern zum Erzittern brachte. Sie warf den Kopf in den Nacken, streckte die Arme von sich, und verging in Schwärze. Nur ein Fleck blieb von ihr zurück, der bis zum Ende der Zeiten den Platz verdunkeln würde, auf dem sie zuletzt gestanden.
Der Inquisitor, erschüttert vom dunklen Geschehen, sprang aus dem Stuhle und entrannte der Kammer. Wie fein, wäre all dies bloß düstere Vorstellung gewesen, allein er vermochte sich dies nicht einzureden. Er lief hinaus in den Hof und entschwand durch das Tor in die Gassen der Stadt. Dort hielt er inne und erwog, was nun zu tun. Da streckte ihm eine Maid lüstern die Zunge entgegen und leckte ihre Lippen, als sie an ihm vorüberging. Sogleich richtete sie ihren Kopf wieder gerade und ging ihrer Wege, als sei alles bloß Trug gewesen. Eine andere Maid dort nebst der Ecke lüpfte ihm ihren Rock und berührte ihre Unschuld, nur um sich sogleich wieder normal zu geben. Der Inquisitor lief hinfort, weg von dem Grauen. Er schnellte hinein in seine geliebte Kirche, wo das Böse keinen Boden fand. Hier war er sicher, hier in der Gegenwart seines Herrn und Meisters, der seine heilige Inquisition befahl.
Nachdem er brav das Kreuze machte, kniete der Inquisitor sich hin vor den Heiligen, der genagelt am Holze hing. Er betete und bat um Kraft, um das Böse zu vertreiben, zuallererst aus seinem Kopfe. Und plötzlichst sprach der Heilige. Ja, er hob an seine wohlige Stimme und sprach vom Holze hinab auf den gepeinigten Inquisitor.
„Oh, du armer Mann. Mögen meine Worte dich reinigen und deinen Schrecken lindern.“ sprach der Heiland. „Herr! Fürwahr, ich höre dich!“ jauchzte der Inquisitor. „Ja, du hörest mich. Und nun erhebe dich und tritt näher.“ tönten die heiligen Worte, „Tritt näher und lutsche mir meinen edlen Schwanz, auf dass ich dich mit meinem reinen Safte zu taufen vermöge."
Dem Inquisitor kroch ein Grauen durch die Glieder. Dem Heiland, genagelt ans Kreuz, entfuhr ein unsittlich Holze zwischen den Lenden und reckte sich ihm entgegen.
„Wie wird mir!“ jammerte der Inquisitor, „Was geschieht hier nur?“ Dann rannte er von dannen, begleitet von einem schaurig Gelächter. Wäre noch jemand seines Zeuge gewesen, er hätte zu Eid getan, es handle sich um das Gelächter eines Weibes. Dunkel und feurig schallte es durch die Kirchengemäuer, bis es in Schwärze verging.
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